Der Übergang in ein neues Jahr mit so vielen neuen Plänen

Über ein Monat ist nun schon vergangen, seit unsere Ältesten Faraja verlassen und sich für die Grundschule vorbereitet haben und in der Zwischenzeit ist so viel passiert! Ich war mit meinen beiden Freundinnen Lisa und Patricia auf Safari in den drei berühmtesten Nationalparks des Landes: Tarangire, Serengeti und Ngorongoro. Dort haben wir die atemberaubende Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt Tansanias erkundet und Kontakte geknüpft, die uns vielleicht sogar eine Rückkehr dorthin ermöglichen!

Danach rückte Weihnachten immer näher und es war für mich das erste Mal, diese Feiertage so weit weg von meiner Familie zu verbringen, aber trotz fehlender Weihnachtsstimmung bei weit über dreißig Grad haben wir alles getan, um die Zeit so festlich wie möglich zu gestalten. Wir haben Heiligabend internationale Leckereien gekocht und eine kleine Bescherung um unseren kleinen IKEA-Weihnachtsbaum veranstaltet. Am ersten Weihnachtsfeiertag waren wir in Chakuwama, dem Waisenhaus, in dem Lisa arbeitet und haben mit den Kindern dort Weihnachten gefeiert und den zweiten Feiertag haben wir ganz weihnachtlich am Strand verbracht. Es gibt doch nichts Schöneres, als im warmen Wasser des Indischen Ozeans zu schwimmen, während zu Hause in Deutschland der erste Schnee fällt!

 

Nach Weihnachten sind wir drei zusammen mit der Fähre nach Sansibar übergesetzt und haben dort elf Tage couchsurfend und in Unterkünften von Bekannten verbracht, um möglichst viele verschiedene Orte der berühmten Insel zu sehen. Angekommen sind wir an der Westküste in Stonetown, wo wir die ersten drei Nächte bei einem Couchsurfer (also jemandem, der Reisenden kostenlos eine Couch oder andere Schlafgelegenheiten zur Verfügung stellt, um des kulturellen Austauschs willen) verbracht, von wo aus wir eine der berühmten Gewürztouren und eine „Safari blue“ zu einer Insel vor Sansibar gemacht haben. Die nächsten vier Nächte haben wir ganz im Norden der Insel in Nungvi verbracht, wo wir neben idyllischen Strandtagen auch einen Schnorcheltrip einlegen konnten und außerdem bei der wohl größten Silvesterparty des Landes waren!

 

Zu guter Letzt folgten noch drei Nächte im Osten Sansibars, wo wirklich nur noch Erholung und Pigmente-Sammeln am Strand angesagt waren. 

 

Ich bin ziemlich stolz darauf, berichten zu können, dass seit November in Faraja kein einziges Kind mehr von einer Lehrkraft geschlagen wurde, was noch bei unserer Ankunft totaler Usus und die scheinbar einzig erprobte Erziehungsmethode war. Mittlerweile wird eventuelles Fehlverhalten der Kinder hinterfragt und danach rein verbal ausgewertet. Außerdem konnten wir einen höflicheren Umgang in unserem Projekt einführen. Während die Kinder von den Lehrerinnen im letzten Jahr noch ausschließlich mit der hier wohl unhöflichsten Form der Anrede „Du da“ gerufen wurden, nennen sie die Schüler seit diesem Jahr nur noch beim Namen, oder sprechen sie mit „Mein Kind“ an. Auch der Umgang untereinander ist seitdem viel friedlicher und freundlicher geworden. Die Kinder schlagen einander viel seltener und entschuldigen sich vor allem sehr häufig unaufgefordert, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Und was mich besonders freut, ist, dass sie nach langem guten Zureden unsererseits nun die Worte „Bitte“ und „Danke“ benutzen, die zuvor in ihrem Wortschatz gar nicht vorzukommen schienen.

 

Vorgestern war es nun endlich so weit. Nach monatelangem Planen und Spenden-Sammeln haben wir am Samstag endlich unser großes Weihnachtsgeschenk eingelöst und sind mit 70 Kindern nach Fun City gefahren. Ich kann all den Menschen, die diesen Ausflug mit ihren Spenden ermöglicht haben, gar nicht genug danken, denn es war der schönste Tag in diesem Projekt seit ich hier angekommen bin. Die Kinder hatten wahnsinnig viel Spaß und das Leuchten in ihren Augen war der schönste Weg, auch ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Wir alle haben den Tag sehr genossen und nachdem die Kinder seit Weihnachten voller Vorfreude davon gesprochen haben, reden sie auch jetzt von nichts Anderem mehr und wir alle werden noch ewig von diesen schönen Erinnerungen zehren. Vielen Dank!!!

An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an all diejenigen, die uns seit Monaten Päckchen voller Schulmaterialien, Süßigkeiten, Spielzeuge, Bastelmaterialien und so vieler anderer Dinge schicken! Die Kinder sind jedes Mal total fasziniert, wenn wir mit Dingen aus Deutschland ankommen und freuen sich riesig.

Von den Geldspenden konnten wir nicht nur unseren Ausflug nach Fun City finanzieren und – wie schon in einem vorigen Beitrag erwähnt – ganz Faraja neu Malern und mit einem ordentlichen Fußboden ausstatten lassen, sondern wir haben neben dem Kauf von 12 Matratzen und der Mitfinanzierung der Graduation nun auch noch neue Stühle für die Lehrer und ein neues Regal kaufen können. Nun ist aber immer noch Einiges an Geld übrig und wir halten es für immer machbarer, die Pläne zu realisieren, von denen ich schon im letzten Beitrag geschrieben habe. Wir möchten unseren Kindern liebend gern eine Krankenversicherung ermöglichen, um den Eltern die Angst vor dem Gang zum Arzt zu nehmen, der dann absolut nichts mehr kosten wird und wir möchten, dass alle Kinder regelmäßige Check-ups machen können. Wir können zwar mit den ebenfalls gespendeten Pflastern und weiterem Verbandsmaterial viele Kratzer, Schnitte, Platzwunden und auch Verbrennungen versorgen, aber es gibt so Vieles, das wir nicht sehen und erst recht nicht behandeln können. Zwei unserer Kinder beklagen seit zwei Monaten Bauchschmerzen, ein Junge übergibt sich mehrmals wöchentlich und dann ist da noch die große Ungewissheit, wie viele unserer Kinder HIV positiv sind. Das ist ein Thema, über das sich meine Mitfreiwilligen und ich sehr häufig unterhalten, denn wir wissen genau, dass die Lebenserwartung vieler Kinder in diesem Land nicht höher als bei 14 Jahren liegt und es bricht uns das Herz, nicht zu wissen, welchen Kindern wir mit den richtigen Medikamenten so leicht zu einem viel längeren Leben verhelfen könnten.

 

Aus diesem Grund habe ich heute eine zweite Spendenkampagne online gestellt. Ich weiß, dass unglaublich viele Leser meines Blogs schon sehr viel für unseren Ausflug nach Fun City gespendet haben und deswegen werde ich dieses Mal nicht um Spenden bitten, sondern möchte hiermit lediglich eine Option bieten, bei der Umsetzung eines so großen Projektes zu helfen.

Ich wünsche allen einen schönen Winter mit viel Schnee und weniger Sonnenbrand als ich hier regelmäßig bekomme! Kaum zu glauben, aber wahr: Mir fehlt die Kälte. Bis bald!