Das Faraja-Daycare-Centre in Tandale

 

Heute konnten wir endlich unser Projekt erkunden. Da wir aufgrund unserer momentanen Visa-Situation noch keine Arbeitserlaubnis haben, dürfen wir nicht in unser eigentliches Projekt; die private Grundschule „Grace Primary School“. Unsere hiesige Partnerorganisation hat jedoch eine Alternative für uns gefunden, in der wir wegen anderer finanzieller Bedingungen schon jetzt arbeiten können: das „Faraja-daycare-centre“ in Tandale, einem anderen Teil der Stadt. Faraja ist Swahili und bedeutet so viel wie Mitgefühl, Barmherzigkeit und Trost. Dort kommen in zwei Klassenräumen Kinder im Vorschulalter zusammen, die im umliegenden Slum aufwachsen und dort sowohl betreut, als auch auf die Grundschule vorbereitet werden.

 

 

 

Kaponda, der Direktor der Einrichtung hat das Projekt 2014 ins Leben gerufen, um den Kindern von Tandale (dem wohl berühmtesten Gebiet, wenn es um Slums in Tansania geht) die Chance zu geben, wohl behütet aufzuwachsen und ihnen sowohl Frühstück, als auch ein warmes Mittagessen zu stellen. Er selbst arbeitet dort mit einem Team aus momentan drei Lehrerinnen und einer Köchin, die auf die Kinder zwischen zwei und fünf Jahren aufpassen, mit ihnen singen und tanzen und sie grundlegend in Zeichnen, Schreiben und Rechnen unterrichten. Finanziert wird das Projekt größtenteils über Spenden aus dem Stadtgebiet, sodass die Eltern eines Kindes lediglich einen monatlichen Beitrag von umgerechnet weniger als sechs Euro entrichten müssen. Zum Vergleich: wer ein Kind in einer privaten Grundschule wie der Grace unterbringen möchte, muss monatlich etwa 185 € bezahlen.

 

 

 

Als Kaponda uns heute ein bisschen von seinem Viertel gezeigt hat, merkte man sofort, wie dankbar ihm die Leute dort für das sind, was er tut. Jeder schien ihn zu kennen und große Stücke auf ihn zu halten.

 

 

 

Die Kinder waren noch sehr schüchtern und zurückhaltend, als wir den Raum betreten haben. Viele, die in solchen Slums aufwachsen, haben noch nie etwas Anderes als ihren eigenen Stadtteil gesehen und Weiße sind dort so gut wie nie anzutreffen. Sie waren aber begeistert, als wir mit ihnen zwei bekannte englische Kinderlieder gesungen und einfache Frage-Antwort-Spiele gespielt haben. Die Lehrerinnen bringen den Kindern schon erste englische Wörter bei, sodass wir jetzt einige Kinderlieder und Spiele mit ihnen üben können, bis unser Swahili etwas besser ist.

Jedes Kind (heute waren 33 in einer Klasse, aber normalerweise sind es wohl mehr) bringt Notizhefte von zuhause mit und die Lehrerinnen bereiten jeden Tag eine neue Seite vor und schreiben zum Beispiel einen Buchstaben oben auf die Seite und zeichnen darunter sechs Felder, in denen die Kinder den Buchstaben abschreiben. Das durften wir heute unter Anleitung übernehmen und das Gleiche noch mit den Zahlen von 1 bis 10 und kleinen einfachen Bildern, die sie dann abzeichnen. Zum Beispiel wird oben auf die Seite ein Apfel gezeichnet und darüber steht „Aa for Apple“. Das wird dann als Hausaufgabe oder Übung während des Unterrichts auf die untere Hälfte der Seite übertragen.

 

 

 

Im Laufe des Vormittags brachte Bibi (Swahili für Großmütterchen – so nennen sie die Köchin) einen großen Topf mit einem Brei herein, von dem jedes Kind eine Tasse bekam. Wir durften auch mal probieren und es war wohl eine Art ungesüßter Milchreis. Mittags gab es dann das Lieblingsessen tansanischer Kinder: Bohnen mit Ugali (Maisbrei) und wir nehmen ab sofort an dieser Verpflegung teil.

 

 

 

Ich freu mich schon riesig auf die weitere Arbeit in diesem Projekt!