Reisen und Renovierungen 2.0

Im Oktober habe ich die erste Spendenaktion online gestellt. Damals ging es darum, allen Kindern einen Ausflug nach Fun City zu spendieren und die Reaktionen waren grandios! Nun ist schon Juni, Patricia und ich haben längst mehr Projekte umgesetzt, als wir es uns je zu träumen gewagt hätten und immer noch gehen Spenden bei uns ein.

 

Über Ostern waren wir mit Kaponda – unserem Direktor – und ein paar Dutzend anderen Leuten aus Tandale auf Sansibar. Jedes Jahr zu dieser Zeit treffen sie sich mit einer Gruppe aus dem dortigen „Culture musical club“ und feiern zusammen Pasaka (Swahili für Ostern). Das findet abwechselnd in Dar es Salaam und auf Sansibar statt und Kaponda hat uns eingeladen, mitzukommen. Wir haben also fünf Tage mit etwa 60 Menschen verbracht, von denen wir niemanden kannten und von denen höchstens ein halbes Dutzend Englisch sprach. Das hielt aber natürlich niemanden davon ab, mit uns Wazungu (Weißen) reden zu wollen. Wir haben uns teilweise wirklich wie eine riesige Attraktion gefühlt, weil jeder mit uns Fotos machen und sich mit uns unterhalten wollte. Abends haben wir uns deswegen meistens ausgeklinkt und mit unseren Freunden getroffen, die wir im Dezember kennengelernt hatten. Die haben uns an einem programmfreien Vormittag sogar beigebracht, wie man Pilau kocht und haben uns die historische Changuu-Insel gezeigt, auf der vor vielen Jahren Verbrecher gefangen gehalten wurden. Heute leben dort riesige und uralte Schildkröten.

 

Bei der Feier mit unserer „Reisegruppe“ wurden wir wie Ehrengäste behandelt und man wollte uns unbedingt bei den traditionellen Tänzen dabei haben, während eine der am meisten angesehenen Bands des Landes spielte. Am letzten Tag sind wir noch alle gemeinsam in den Jozani-Wald gefahren, wo eine seltene Affenart heimisch ist, bevor es zurück nach Dar es Salaam ging und wir uns ins nächste große Projekt stürzten.

 

Während unsere Kinder Osterferien hatten, sind Patricia und ich jeden Tag zur Schule gefahren, um unsere zweite Renovierungsaktion zu überwachen und den Bauarbeitern unter die Arme zu greifen, wenn noch irgendwelche Materialien fehlten oder die Aufräumarbeiten anstanden. Dieses Mal haben wir uns große Ziele gesteckt: Bibis Küche sollte ein drittes Klassenzimmer werden, weil wir mittlerweile über 90 Schüler haben und ihr wollten wir ein eigenes Reich bauen. Die Toiletten mussten auch erneuert werden und brauchten eine abschließbare Tür, damit sie nicht mehr von der ganzen Nachbarschaft genutzt werden.

 

Faraja hat sich innerhalb einer Woche ziemlich verändert, doch seht selbst:

 

Vorher

Nachher

Nach zwei Wochen in den drei nun endlich nicht mehr überfüllten Klassenzimmern haben Patricia und ich die Schule noch einmal für eine Woche verlassen und gewissermaßen unsere Ferien nachgeholt.

 


Dafür sind wir nach Kenia gereist – eine Erfahrung, die mich unglaublich beeindruckt hat! Gleich nachdem wir die Grenze überquert hatten, sahen wir am Straßenrand Giraffen und Zebras. Wie wir später erfuhren, fühlen die sich außerhalb der großen Nationalparks teilweise wohler. Bei unserer Ankunft war es schon spät in der Nacht und wir fuhren durch Nairobi, eine Stadt der Superlative! Am nächsten Tag sind wir stundenlang durch die Stadt geschlendert und waren verblüfft von all den Unterschieden zu Dar. Weit und breit sahen wir keine Bajajs, Streetfood schien es nicht zu geben und die riesigen Straßen erinnerten mit ihren europäischen und amerikanischen Läden stark an Bilder aus Weltstädten wie New York City. Wir sahen wunderschön angelegte Parkanlagen und hochmoderne Einfamilienhaus-Siedlungen, Anzugträger mit Aktenkoffern, überdimensionale LED-Anzeigetafeln und teure deutsche Autos, kurzum alles, was man aus europäischen Metropolen kennt, aber in Dar es Salaam komplett fehlt. Von einem der vielen Wolkenkratzer aus haben wir uns erst einmal einen Überblick von oben verschafft und uns mit ein paar Leuten unterhalten, die uns bestätigten, dass Nairobi eine ganz besondere Stadt ist. Dabei fiel uns ebenfalls auf, dass fast jeder, den wir trafen, fließend Englisch sprach. Das ist dort genauso die Amtssprache wie auch in Tansania, nur dass man dort mehr darauf pocht. Dadurch sprechen allerdings viel weniger Menschen Swahili.

 

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes haben wir uns von einem Guide abholen lassen, mit dem wir auf Safari gegangen sind. Drei Tage lang hat er uns den Amboseli-Nationalpark gezeigt, der berühmt für seine vielen Elefanten ist und das zu Recht: Wir haben hunderte gesehen! Nachts sahen wir die Affen um unsere Unterkunft herum turnen und morgens sahen uns die Gazellen und Zebras beim Frühstück zu…

 

Am dritten Tag unserer Safari mussten wir den Nationalpark schon vormittags verlassen und haben uns auf den Rückweg nach Nairobi gemacht, wo wir am Nachmittag noch einmal ins Stadtzentrum gefahren sind. Dort sahen wir uns einen Massai-Markt an und konnten einfach nicht widerstehen. Mit Souvenirs in den Taschen liefen wir weiter und setzten uns an einen Parkplatz, der an Wochenenden zum Inlineskate-Platz umfunktioniert wird. Kinder und Erwachsene können sich Inlineskates und Rollschuhe ausleihen, ihre eigenen Hürden aufbauen und sich gemeinsam austoben. Ein junger Mann sprach uns spaßeshalber auf Swahili an und fragte, ob er uns Armbänder verkaufen könne. Er war total überrascht, als ich ihm auf Swahili antwortete und wollte wissen, woher ich komme. Wahrheitsgemäß meinte ich, wir seien aus Dar es Salaam, was ihn noch mehr begeisterte, denn er sei ebenfalls von dort und wie sich herausstellte, hat er da früher wie wir in Sinza gewohnt. Wir haben uns eine Weile mit ihm unterhalten und als es Abend wurde gefragt, ob er einen Ort kenne, wo wir preiswert essen können, weil die Preise, die wir bis dahin in all den Restaurants gefunden hatten, ebenso europäisch waren wie der Rest der Stadt wirkte. Er führte uns daraufhin zum Bahnhof, wo wir in einem winzigen Durchgang Ugali mit Bohnen bekamen – endlich wieder Swahili Essen zu fairen Preisen!

 

 

Danach ging das Abenteuer los: Chaptize (so heißt unser neuer Freund) lud uns ein, uns sein Zuhause anzusehen und so stiegen wir mit ihm in ein Matatu (so nennen sie in Kenia die Daladalas) und fuhren keine zehn Minuten, bis wir plötzlich mitten in einem Ghetto waren, das sich in nichts von den Straßen in Tandale unterschied und ich fühlte mich mit einem Mal wieder viel wohler! Da fuhren Bajajs, an jeder Ecke gab es Streetfood und die Leute sprachen Swahili und behandelten uns mit der gleichen Gastfreundschaft wie in Tansania. Irgendwie war es beruhigend, zu sehen, dass all die Modernität und der Reichtum die ostafrikanische Kultur nicht aus der Stadt verdrängt hatten und für mich war es bemerkenswert, wie verschieden sich eine Stadt ihren Gästen darstellen kann – je nachdem, wo man sich gerade befindet.

Nairobi hat mich viel mehr beeindruckt und überrascht, als ich es erwartet hätte und für mich steht fest: da möchte ich noch einmal hin!